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Hoheneckgedenkstätte

Verein reicht Konzept für Ex-Frauengefängnis Hoheneck ein

Die Hälfte der 95.000 Euro Kosten für die Gedenkstätte will der Förderverein selbst erwirtschaften

Stollberg. Für die künftige Teilnutzung des ehemaligen Frauengefängnisses Hoheneck als Gedenk- und Begegnungsstätte ist jetzt ein Konzept vom hiesigen Förderverein eingereicht worden. Adressat ist die Stiftung Sächsischer Gedenkstätten. Mit einer entsprechenden Gesetzesänderung ist Hoheneck erst kürzlich in den Kreis förderfähiger Gedenkstätten aufgenommen worden.

Das Konzept legt dar, wie die derzeit verwaiste Immobilie über Stollberg genutzt werden kann. So soll der Ostflügel, dereinst das Verwaltungsgebäude mit Räumen für die Staatssicherheit, als Gedenk- und Begegnungsstätte ausgebaut und dann betrieben werden. "Die ersten Besucher könnten womöglich schon 2013 kommen", sagt Dietrich Hamann, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Schloss Hoheneck. Der Südflügel, das eigentliche Zellenhaus mit Wasser- und Dunkelzellen im Keller, soll in die Führungen integriert werden. Eine komplette Nutzung ist aber nicht vorgesehen.

"Schwerpunkt ist natürlich die Haftzeit in der DDR. Aber dies ist konzeptionell in die gesamte Historie eingebunden", sagt Hamann. So sei - als Rahmen über die Jahrhunderte - auf der Burg im Mittelalter schon Kaiser Karl IV. gewesen, und so diente das Schloss Hoheneck ja auch noch bis ins Jahr 2001 als Haftanstalt des Freistaates.

Insgesamt geht der Förderverein - in welchem neben ehemaligen Häftlingsfrauen auch Vertreter der Stadt Stollberg, des Eigentümers Artemis GmbH, Firmen und Politiker sitzen - von 95.000 Euro Finanzbedarf pro Jahr aus. Davon will der Verein über Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Spenden knapp die Hälfte selbst erwirtschaften. Ein Großteil davon sollen Eintrittsgelder sein. Im Konzept gehen die Autoren von anfänglich 7500 Besuchern im Jahr aus - etwa so viel wie in der mit Hoheneck vergleichbaren Gedenkstätte Bautzener Straße in Dresden.

Andere Nutzungen auf dem Schloss sollen mit der Gedenkstätte korrespondieren. Für den Nordflügel, in dem die Häftlingsfrauen einst arbeiteten, wollen Eigentümer und Stadt Stollberg eine wissenschaftliche, physikalisch-technische Ausstellung unterbringen - auch für Schulen. Prognose: 30.000 Besucher. Hamann: "Diese Gäste kommen dann vielleicht zu uns. Und unsere Gäste gehen vielleicht noch dorthin."

Trotzdem will der Förderverein auch selbst zahlenmäßig zulegen, um auch hier Geld zu generieren. Wichtig seien dafür Unternehmen. Hamann sagt, ein Anfang sei gemacht: "Es wurden von uns 26 Firmen angeschrieben. Davon erklärten drei ihre Fördernde Mitgliedschaft, vier Betriebe lehnten ab. Mit drei weiteren Firmen sprechen wir gerade. Alle anderen meldeten sich gar nicht", so Hamann.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Uta Windisch, die zu den Gründungsmitgliedern des Förderverein gehört, ist froh über die Entwicklung hin zu einer Gedenkstätte und die Aufnahme ins Gedenkstättengesetz. "Gerade junge Menschen aus unserer Region müssen erfahren, welches Unrecht in Hoheneck geschehen ist. Es ist höchste Zeit, dass das Wissen der Zeitzeugen an einem authentischen Ort im würdigen Gedenken an die Opfer weiter gegeben werden kann" , so die Abgeordnete.

 
erschienen am 21.10.2012 ( Von Jan Oechsner )
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG"



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Liebe Frauen,

eben las ich die erfreuliche Meldung in der 'Freien Presse' über ein Konzept zur künftigen Gedenkstätte Hoheneck, die ich hier für uns alle unter meinen Zeilen einfüge.

Auch wenn ich nicht Mitglied bin im Verein der ehemaligen Hoheneckerinnen verfolge ich doch mit Interesse, was Ihr anstoßt und bewegt und gratuliere zum Erfolg, dass nun der Weg geebnet ist, das Frauengefängnis Hoheneck als einen die Würde des Menschen verachtenden Ort in das kollektive Gedächtnis eingehen zu lassen.

Im Konzept ist die Finanzierung der Gedenkstätte unter anderem durch Eintrittsgelder geplant. An diesem Punkt sehe ich ein Anliegen, dass der Frauenkreis der Hoheneckerinnen eventuell in die Gespräche mit Politik und städtischen Fördervereinsmitgliedern einbringen könnte - vorausgesetzt, dass ihr das auch so seht.

Es geht mir um den als Zumutung empfundenen Eintrittsbeitrag, den wohl auch jene leisten sollen, deren Hafterduldung erst dazu führt, dass an dieser Stelle Eintrittsgelder generiert werden. Könnte es eine Art Ausweis geben für die politischen Hoheneck-Häftlinge (auch wenn diese nicht Vereinsmitglieder sind), um mit einer Begleitperson (wir werden zusehends älter!) lebenslang beitrittsfrei die Gedenkstätte besuchen zu können?

Als ich im Mai dieses Jahres das erste mal wieder Schritte in das Gefängnis wagte, fast auf den Tag genau 40 Jahre nach der Entlassung in die Bundesrepublik Deutschland, hatte ich sehr gemischte Gefühle, als ich am Ort des Unrechts für die Führung bezahlen sollte. Bezahlen an jene, die vielleicht noch zu DDR-Zeiten dort wirkten, die das alles kritiklos hingenommen hatten, die auch heute die damaligen verhältnisse als korrekt einstufen etc. etc.? Natürlich zahlte ich, doch es bleibt das tiefe Missbehagen, wieso gerade und auch diejenigen zur Kasse gebeten werden, die dort Leid erfahren hatten. Es sind in meinen Augen die anderen aufgerufen, ihren Betrag zu leisten, insbesondere die Stadt und deren Wirtschaft, die von einem künftigen Hoheneck-Begegnungsstätte-Tourismus durchaus profitieren werden, denn weshalb sonst sollten Menschen in größerem Umfang Stollberg besuchen wollen? Auch vor der sogenannten Wende profitierte die Stadt, ihre Einwohner, von der Haftanstalt als Arbeitgeber. Und womöglich profitierten damals auch Handel und Gastronomie, wenn Familienangehörige die Gefangenen besuchten.

Insofern würde ich einen ganz klar gezogenen Strich sehen wollen zwischen interessierten Touristen und als politisch motiviert geltenden Hoheneck-Insassinnen zu DDR-Zeiten. Letztere sollten nichts zu den Einnahmen beitragen müssen und ich hoffe sehr, dass ihr Frauen im Förderverein der Gedenkstätte beitragsfrei seid und bleibt.

Das ist meine bescheidene Meinung - vielleicht kann ich damit etwas anregen im Sinne einer generellen und späten Würdigung der damaligen Diktatur-Opfer.